„Waldpädagogik mit Sicherheit“ war das Thema einer Fortbildung des Landesverbandes der Natur- und Waldkindergärten in Hessen, mit der eine Gruppe von Erzieher*innen in das neue Kindergartenjahr startete.
An zwei Tagen vermittelte Karl-Heinz Göbel – frisch pensionierter Förster und Mitbegründer des Verbandes für Waldpädagogik und Gestaltungskompetenz – im Auftrag von HessenForst viel Wissenswertes um dieses spannende Thema.
Die vergangenen trockenen Sommer haben die hessischen Wälder stark beeinträchtigt. Auch das ungeübte Auge sieht vertrocknete Fichten, heruntergefallene Buchenäste und vieles mehr. Darüber hinaus gibt es viele Schäden, die auf den ersten Blick nicht so leicht zu erkennen sind. Für diejenigen, die tagtäglich mit den ihnen anvertrauten Kindern im Wald unterwegs sind, stellt sich die Frage nach der Sicherheit auf den Wegen und Waldplätzen.
In mehreren theoretischen Einheiten wurde auf die rechtlichen Aspekte der waldpädagogischen Arbeit eingegangen und viel Hintergrundwissen vermittelt. Es wurden Haftungsfragen und die Aufsichtspflicht angesprochen und anhand eines Fallbeispiels vertieft.
Am eindrucksvollsten waren jedoch die Ausflüge in die nähere Umgebung. Dort konnten zahlreiche Waldschäden begutachtet und mit Herrn Göbels fachlicher Beratung richtig einschätzen gelernt werden.
Quasi „nebenbei“ gab es viele Anregungen für Aktionen im Wald. Einen kleinen Einblick davon erhaltet ihr unten.
Am Rande der Veranstaltung gab es vielfältige Möglichkeiten, konkrete Probleme einzelner Einrichtungen mit Herrn Göbel anzusprechen, der ein offenes Ohr und oft auch handfeste Tipps und Informationen parat hatte.
Und auch wenn es nach Betrachtung aller möglichen Gefahren, die im Wald „lauern“ so scheinen mag, als ob man ihn besser meidet – der Wald als ganz besonderer Lernort bietet Kindern und auch Erwachsenen so viele Möglichkeiten, dass er ihnen nicht vorenthalten werden darf.
Gut ausgerüstet mit dem nötigen Wissen um die entsprechenden Gefahren sind die Teilnehmer*innen der Fortbildung am Dienstag wieder in ihre Waldkindergärten zurückgekehrt.
Zum Schluss wurde der Wunsch nach einer weiteren Fortbildung für andere Team-Kolleg*innen geäußert. Dem wollen wir als Landesverband gerne entsprechen und werden diese Fortbildung erneut anbieten. Termine erfahrt ihr im Vorfeld natürlich hier.
Nicht ganz so gefährlich wie es aussieht: Zwar hängt der abgebrochene Eichenast bedrohlich in der Luft. Er wird jedoch auf beiden Seiten fest in Astgabeln gehalten. Trotzdem ist ein Aufenthalt mit einer Kindergruppe in diesem Waldstück viel zu gefährlich. |
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Ankommen im Wald: „Ein“ Stock, den sich die Teilnehmenden selbst ausgesucht, vielleicht sogar selbst abgeschnitten haben, wird schnell zu „meinem“ Stock. Mit ihm kann ganz schnell ein regelmäßiger Kreis gebildet werden und die Spielmöglichkeiten sind fast unendlich. |
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Der abgebrochene Buchenast, an dem noch – mittlerweile vertrocknete – Blätter hängen, ist ein Zeichen dafür, dass die Buchen in diesem Waldstück geschädigt sind. Die Buchen sind häufig von der sogenannten Buchenkomplexkrankheit betroffen. Beim Blick an den Stamm finden sich häufig schwarze Flecken, die durch den Buchenschleimfluss (einen Pilz) verursacht werden. Borken- und Prachtkäfer zerstören das Holz bzw. die wasserführenden Kapillaren unter der Rinde. Durch das Absterben der Kronen kommt Licht an Stammteile, die vorher gut beschattet waren. Das führt zu einer Art Sonnenbrand. Der Aufenthalt unter so geschädigten Buchen ist sehr gefährlich und unbedingt zu meiden! |
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Die Rindenstücke um den Stamm am Boden verraten, dass die Kiefer abgestorben ist und ihre Rinde abgeworfen hat. Der Blick nach oben bestätigt das meistens. In Mischwäldern, in denen die Kronen der Kiefern im Sommer vom Laub der umgebenden Bäume verdeckt sind, kann dies ein wichtiger Hinweis sein. |
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Mit Hilfe des „Försterdreiecks“ kann ganz einfach die Höhe eines in der Nähe stehenden Baumes herausgefunden werden. |
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Die Kindergruppe, die hier vorbeikommt, hat bestimmt nur einen Wunsch: Wir wollen auf diesen tollen Baumstamm klettern! Gemeinsam kann erarbeitet werden, ob das tatsächlich möglich ist: Liegt der Baum sicher? Ist er morsch? Wackelt er? Kann er eventuell von unten abgestützt werden? Ein Erwachsener kann vorsichtig zur Probe darauf entlanglaufen. Wenn es sicher erscheint auch hüpfen. Ist alles geprüft? Dann können die Kinder nach Herzenslust ausprobieren, wer sich ganz nach vorne traut. |
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Kleingruppenarbeit: In diesem Waldstück sollen ein Lagerplatz errichtet und eine „Olympiade der Waldtiere“ vorbereitet werden. Bei näherem Hinschauen zeigen sich allerdings so viele tote Bäume, dass der Lagerplatz doch außerhalb errichtet wird. Bei Windstille kann für die Olympiade auf die vielfältigen Möglichkeiten des Waldstückes zurückgegriffen werden, sei es beim Hasen-Weit- und Kröten-Hochsprung, beim Wettsammeln der Eichhörnchen oder beim Balancieren auf dem Baumstamm. |
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Die zweite Kleingruppe sollte unter dem Motto „Tarnen und Sammeln“ ebenfalls einen Lagerplatz errichten, der den Kindern Anregungen bietet. Die umstehenden größeren Bäume wurden genau in Augenschein genommen: Eine möglicherweise nicht ganz gesunde Kiefer lehnt vom ausgewählten Lagerplatz weg. Umgebogene junge Bäume stellen keine Gefahr mehr dar und können in den Lagerbau mit einbezogen werden. Eine junge, gesunde Buche in unmittelbarer Nachbarschaft ist nicht nur sehr schön, sondern auch als Kletterbaum zu gebrauchen. Als Anregung für die Kinder wurde der Unterschlupf mit Naturmaterialien dekoriert.
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Auf den Spuren der Steinzeitmenschen war diese Gruppe unterwegs. Auch hier stand der Sicherheitsaspekt zunächst im Vordergrund: Die jungen, dicht stehenden Bäume stellen keine Gefahr dar, selbst wenn einzelne davon nicht ganz gesund sind. Was braucht nun eine Gruppe Menschen? Ein Lager, in dem es sich leben und arbeiten lässt mit einem geschützten Bereich für Zusammenkünfte. Aber auch Werkzeuge, wie den aus Waldreben gefertigten Köcher. Gemeinsam mit einer Gruppe Kinder entstehen bestimmt noch viel mehr Ideen, wie das Lager ausgestaltet werden kann. |
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